2022
Pädiatrie
Bei Kopfwunden lieber kleben als nähen

Dr. Sonja Fontana
Universitäts-Kinderspital Zürich
Aufgeschlagene Knie, Platzwunden, Schnittverletzungen – all das gehört zu einem Kinderleben. Manche dieser Verletzungen bedürfen einer ärztlichen Versorgung, und die Wunden werden wenn nötig genäht oder geklebt. Was aber nicht wirklich bekannt ist: Zu welchen Narbenergebnissen führen geklebte Wunden langfristig?
Obwohl Wundversorgung zum Alltag eines jeden Spitals gehört, bietet die verfügbare Literatur zur Beantwortung dieser Frage keine ausreichende Beweislage. Also beschloss das Forschungsteam mit der Zürcher Kinderärztin, die Langzeitresultate von geklebten und genähten Wunden von Kindern in einem Forschungsprojekt umfassend zu untersuchen.
In einer prospektiven Kohortenstudie mit zwei Gruppen und insgesamt 230 Kindern wurde der Heilungsverlauf von geklebten und genähten Wunden im Kopfbereich miteinander verglichen. Dabei wurde die Beurteilung durch plastische Chirurgen vorgenommen. Nach zwei Kontrollen (ca. nach einer Woche und nach 6 bis 12 Monaten nach Verletzung) zeigten sich in beiden Gruppen gute ästhetische Narbenresultate und eine geringe Rate an Komplikationen. Die Hautklebung war für die Kinder sicher, weniger traumatisierend, erforderte weniger Sedation, war kostengünstiger und weniger zeitaufwändig. Damit sollte die Wundklebung unbedingt in Betracht gezogen, wenn nicht sogar in den meisten Situationen dem Nähen vorgezogen werden.
Die Resultate der Studie haben somit eine relevante, praktische Bedeutung für die Wundversorgung in der Kindernotfallstation und den Kinderarztpraxen.
A Prospective Controlled Study on Long-Term Outcomes of Facial Lacerations in Children. Sonja Fontana, Clemens M Schiestl, Markus A Landolt, Georg Staubli, Sara von Salis, Kathrin Neuhaus, Christoph Mohr, Julia Elrod.
Front. Pediatr. 2021 Feb 12;8:616151. doi: 10.3389/fped.2020.616151.